Aktuelle Hinweise zur Anwendung des Larynxtubus

Stellungnahme und Anwendungshinweise des ÄLRD für den Rettungsdienstbereich des Kreises MI-LK

Eine Anweisung des Bundesverbandes des DRK, in den Sanitätsausbildungen des DRK den Larynxtubus nicht mehr zu schulen, wird seit dem Bekanntwerden z.T. kontrovers diskutiert.

 

Für den Rettungsdienstbereich des Kreises Minden-Lübbecke gilt: Die Vorgaben des zuständigen Ärztlichen Leiters Rettungsdienst ändern sich bis auf Weiteres nicht. 

 

Allerdings haben sich durch die zunehmende Anwendung eines Larynxtubus auch mögliche Risiken ergeben, die vorher so nicht bekannt waren.

 

Deshalb wird in diesem Zusammenhang durch den ÄLRD darauf hingewiesen, dass bei der Einlage eines Larynxtubus zur Vermeidung von Komplikationen zwingend Folgendes beachtet werden muss:

  • Ausschließliche Verwendung der aktuellen Larynxtubusmodelle mit Drainagekanal („LTS-D“)
  • Anheben des Kinns („Chin-Lift“) für eine optimale Einführungsposition
    • Lässt sich der LTS-D nicht einführen/vorschieben, kann eine optimale  Einführungsposition evtl. mittels direkter Laryngoskopie erreicht werden
  • Zur Entlastung des Magens muss unmittelbar nach Einlage des LTS-D über dessen Drainagekanal ein Absaugkatheter oder eine Magensonde eingeführt werden
    • Problemloses Einführen des Absaugkatheters / der Magensonde: Hinweis auf regelrechte Lage des LTS-D
    • Sonde / Katheter lässt sich nicht vorschieben: Hinweis auf Fehllage des LTS-D (s. u.)
  • Auskultation von Lunge und Magen zur Lagekontrolle sofort bei den ersten Beatmungen
  • endexspiratorische CO2 -Messung zur Kontrolle der korrekten Lage und für das weitere Monitoring sobald wie möglich nach Einlage des LTS-D
  • Messung des Cuffdruck und ggf. Korrektur des Drucks (max. 60 cm H2O) ebenfalls sobald wie möglich, spätestens jedoch nach Stabilisierung des Patienten

Durch dieses Vorgehen sollen Komplikationen nach Möglichkeit vermieden werden.

 

Folgende schwerwiegende Komplikationen wurden bei LTS-Einlagen bisher beschrieben:

  • pharyngeale Schwellungen und Blutungen (2,1 %) bei unzureichendem Chin-Lift-Manöver
  • überblockte Cuffs (bis zu 82 %) mit der möglichen Folge einer stauungsbedingten, potenziell tödlichen Zungenschwellung (livide Verfärbung) und Kompression von Nerven im Bereich des Rachens und des Kehlkopfes bei fehlender Kontrolle des Cuffdrucks
  • Magendistension (= Überblähung/Überdehnung) (11%) bzw. abdominelle Distension (= Überblähung/Überdehnung des gesamten Bauchraums) aufgrund von Ventilmechanismen, die aus Fehllagen (z. B. im Rachen abgeknickter LTS-D) und nicht erfolgter Drainage des Magens resultieren (mit der Folge eines unter Umständen tödlichen Kompartmentsyndroms des Bauchraums)
  • hohe Leckage durch inadäquaten Sitz
  • Hyperkapnie durch unzureichende Ventilation
  • nicht ausreichend tiefe (Spitze des LTS-D liegt im Hypopharynx) oder zu tiefe (die Ventilationsebene befindet sich partiell oder komplett im Ösophagus) Lage des LTS-D
  • sekundäre Dislokation (20 %)
  • Glottisödem (4 %)
  • Zungenschwellungen (15 - 40 %): s. o.
  • Ösophagusperforation (2 - 4 %)
  • Aspiration
  • endotracheale Fehllage